Thursday, September 2, 2010

11. Bericht: Finnland - Norwegen

Finnland


Nach Kuopio ging's durch typisch finnische Landschaft: Seen, Wälder, Seen, Wälder, Seen, Seen, Seen, Wälder... Leider fiel die Temperatur immer weiter, so dass aus Baden in den wunderbar klaren Seen nichts wurde. Zusätzlich wurden wir vom Ende der Touristensaison überrascht und so viel der Besuch des karelischen Freilichtmuseums in Kuhmo wegen geschlossenen Toren ins Wasser. Dafür kauften wir angefressen vom Fischfangerfolg im Möcki eine eigene Angel.

Finnische Landschaft.


Unser Weg führte uns immer weiter nach Norden in Richtung Nordkapp und Lappland. Bald schon passierten wir das erste Warnschild, dass wir uns nun in Rentierzuchtgebiet befinden und anstelle der aus Schweden bekannten Achtung-Elch-Schildern, begrüssten uns Achtung-Rentier-Schilder. Die ersten Rentiere liessen dann auch nicht lange auf sich warten. Drei dieser ulkigen Tiere standen mitten auf der Strasse und liessen sich nicht aus der Ruhe bringen.

Warntafel - Das erste Rentier.


In Rovaniemi überquerten wir den Polarkreis (jenen Breitengrad an dem die Sonne für einen Tag im Jahr nie untergeht). Das spezielle an Rovaniemi ist, dass diese Linie hier auf den Boden aufgetragen ist und zu gleich hat man hier das Hauptpostamt von Samichlaus eingerichtet. Das ganze ist natürlich total touristisch, gehört aber irgendwie trotzdem zu einer Finnlandreise.

Auf dem Polarkreis.


Uns beeindruckte dann das Denkmal für die Opfer des Winterkrieges etwas weiter nördlich auf einem Feld viel mehr.

Gedenkstätte für die Opfer des Winterkrieges.


Wir wollten Lappland nicht nur mit dem Auto erkunden und so kam uns der Urho Kekkonen Nationalpark sehr gelegen. Wir holten Infos und eine Karte für eine Zweitageswanderung und machten uns bei kühlen Temperaturen auf den Weg. Es ging über offenes Gelände und wir trafen eine ganze Herde von Rentieren. Für die Übernachtung stehen im Nationalpark Wildhütten zur Verfügung. Sie sind meistens mit einer Gas-Kochstelle und einem Ofen ausgestattet. Es gilt die Regel, dass jener Wanderer, welcher am erschöpftesten aussieht in der Hütte schlafen darf.

Im Sommer Wanderweg, im Winter Loipe - Rentierherde.


Als wir unser Abendessen zubereiteten, traf eine weitere Wanderin in der Hütte ein. Chloë aus Frankreich. Sie ging jedoch noch am selben Abend eine Hütte weiter und wie wir später erfahren haben, hat sie sogar einen Bären gesehen.

Auf der Wanderung.


Auf dem Weg nach Ivalo verstärkten sich Klopfgeräusche bei unserem Büssli. Ein lautes Tock-Tock-Tock-Geräusch war schon seit einigen Tagen ab und zu unseren Begleiter gewesen. Nach dem dritten Anlauf fanden wir dann in Ivalo eine Garage, die Zeit hatte unser Büssli am nächsten Tag zu untersuchen. Wir hatten also einen ganzen Abend nichts zu tun und waren nach der Wanderung wieder einmal Sauna-reif. Im Hotel Ivalo genossen wir zwei Stunden die Hitze bevor wir dann etwas ausserhalb einen Schlafplatz fanden.

Samendenkmal.


Bei der Untersuchung am nächsten Morgen (schon um acht Uhr) fanden die Mechaniker ein defektes Kugellager. Zum Glück konnten sie sich ein Ersatzteil mit dem Vier-Uhr-Bus liefern lassen. Wir beschlossen während der Wartezeit einige Vorräte für Norwegen einzukaufen und als wir diese verstauten, grüsste uns plötzlich jemand auf Zürich-Deutsch aus einem VW Bus. Mit Peter und Seraina, die gerade vom Nordkapp in den Süden von Finnland unterwegs waren, tauschten wir einige VW Büsslierfahrungen aus und sie erzählten uns wie touristisch und teuer das Nordkapp sei.

Den Rest des Tages verbrachten wir in der Bibliothek von Ivalo. Wir konnten, da der Laptop sich wieder einmal nicht starten liess, das Internet der Bibliothek nutzen und schlossen Bekanntschaft mit Christian aus Deutschland der auf sein Gepäck wartete. Er erzählte und zeigte uns Fotos vom "wahren" Nordkapp: der Strasse nach Hamningberg. Wir brauchten nicht lange um unsere Pläne zu ändern. Da Christian in die gleiche Richtung wie wir wollten (er ging für 10 Tage an den Lemmenjoki um zu fischen) warteten wir mit ihm auf sein Gepäck und nahmen ihn bis Inari mit. Als Dank bekamen wir einen professionellen Köder für unsere Angel geschenkt. Das Angelglück lässt aber immer noch auf sich warten.

Unser neuer Profiköder.


Am nächsten Tag besuchten wir das Siida, das Museum über die Geschichte der Samen und Lappland.

Im Siida: Schamanentrommel - Torfhütte.


Wir spulten etliche weitere Kilometer ab bis zur norwegischen Grenze. Gönnten uns aber als Abschiedsessen aus Finnland in einem Hotel leckere Rentiergerichte.

Norwegen


Norwegen begrüsste uns mit kühlem Wetter aber anfangs strahlend blauem Himmel und auch der erste Fjord liess nicht lange auf sich warten. Diesem ging es dann einige Kilometer entlang hinaus Richtung offenes Eismeer.

Vardo: erste Eindrücke von Norwegen.


Christian hatte uns nicht zu viel versprochen... Die Strasse nach Hamningberg war sehr eindrücklich. Nur drei Meter breit schlängelt sie sich durch Stein- und Felswüste. Es gibt überhaupt keine Bäume und die Steine sind mit Flechten in diversen Farben bewachsen. Man hat wirklich das Gefühl auf dem Mond zu sein. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus und mussten etliche Fotostopps einlegen.





Die Strasse nach Hamningberg....


Hamningberg selber ist dann ein kleines Dörfchen, dass nur im Sommer bewohnt ist. Obwohl das Dorf so klein ist, gibt es hier eine öffentliche Toilette und einen Trinkwasseranschluss. Einfach perfekt, wenn man so reist wie wir. Wir fanden am Strand einen Schlafplatz und trotz etwas schlechterem Wetter (bewölkt mit ab und zu Nieselregen) beschlossen wir für zwei Nächte zu bleiben. Am nächsten Tag wanderten wir auf eine Anhöhe und stiegen mit Taschenlampen bewaffnet in die Überresten einer riesigen Bunkeranlage der Nazis. Eindrücklich und bedrückend zu gleich.

Unser Steinmanndli.


Bunkererkundung.


Irgendetwas zog uns jedoch noch weiter nördlich. Beide waren wir noch nie so weit im Norden und irgendwie wollten wir doch so weit hinauf wie nur möglich. Ein Blick auf die Strassenkarte zeigte uns dann, dass das "touristische" Nordkapp auf einer Insel liegt und gar nicht der nördlichste Punkt des europäischen Festlands ist. Der nördlichste Festlandpunkt liegt nämlich etwas weiter westlich auf der Halbinsel Nordkinnhalvoya in der Nähe von Gamvik. Das ist der nördlichste Ort den man ohne Schiff, Brücke (oder Tunnel, wie im Fall des Nordkapps) erreichen kann.

Der Weg nach Gamvik war wiederum sehr eindrücklich. Auf den typischen norwegischen Strassen (sehr kurvig) ging es runter und rauf. Kurze Zeit fährt man am Meer entlang um wenig später wieder über einen Pass zu fahren. Dann wieder einem langen Fjord entlang. Und immer wieder sieht man Rentiere.



Unterwegs gabelten wir dann zwei Autostöppler auf dem Weg ans Nordkapp auf. Als wir ihnen jedoch von unseren Plänen erzählten, fragten sie ob sie nicht mit uns mitkommen dürften. So fuhren wir zu viert nach Gamvik und verbrachten zusammen mit Karolina und Wiktor aus Polen einen friedlichen Abend auf dem nördlichsten Parkplatz des europäischen Festlands.

Auf einem Pass mit Karolina und Wiktor.


Fussbad im Eismeer - nördlichster Parkplatz.


Am nächsten Tag spazierten wir bei wunderbarem Sonnenwetter zum Ende der Landzunge und schossen "Expeditionsfotos". Ok, gerechter Weise gestehen wir hier, dass der nördlichste Festlandpunkt auf einer ca. 20 km weiter entfernten Landzunge liegt, aber dieser ist nur mittels einer zweitägigen Wanderung erreichbar. Und schliesslich wollten wir den nördlichsten Punkt mit unserem Büssli erreichen.

Am nördlichsten Punkt unserer Reise.


Der nördlichste Festlandpunkt: ganz hinten im Dunst.


Jetzt befinden wir uns wieder auf dem Weg in den Süden. Karolina und Wiktor haben wir gestern an einer Strasse nach Finnland abgesetzt und wir geniessen die Fahrt durch die Fjordlandschaft.

Achja, gestern haben wir eine Elchkuh gesehen. Zum Glück nicht auf der Strasse, jedoch durch das Gebüsch, was leider dann auch jedes Fotografieren verunmöglichte. Und noch was, bis jetzt hatten wir wirklich Glück was die Mückengeschichte betrifft. Wir haben noch keine Stiche (kein Wunder bei diesen Temperaturen!)...

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