Wednesday, June 30, 2010

7. Bericht: Polen

Polen - Teil 2



Auf dem Weg in den Bialowieza National Park legen wir einen Waschtag ein, das gibt uns Zeit für einen weiteren Blogeintrag. Diesmal waschen wir selber, das heisst der Typ hinter dem Tresen muss uns helfen, da wir dem Polnischen nicht so mächtig sind.

Meli wäscht, Raphi blogt...


Von Poznan ging's in den Norden Polens, Richtung Gdansk. Auf dem Weg fuhren wir durch Wylatowo, wo laut Reiseführer manchmal über Nacht unerklärliche Piktogramme in den Feldern entstehen. Leider waren uns die Ausserirdischen nicht hold und wir sahen nur Korn, dass vom Regen in der Nacht zerdrückt war. Dafür kauften wir 1.5 kg Erdbeeren zum Preis von einem halben Kilo (CHF 1.30!). Die im Reiseführer beschriebene Tour war dann leider nicht so nach unserem Geschmack. Die Rotunde aus dem 12. Jh in Strzelno, welche wir dank einer deutschen Reisegruppe gratis (wir schlossen uns ihnen einfach frech an) besichtigten, war noch das eindrücklichste. Für die Aussicht von der Burgruine (völlig restauriert) in Kruszwica war uns dann das Eintrittsgeld zu schade und auch Inowroclaw war enttäuschend, da die Kirchen alle mit einem Gitter versperrt waren.

Erdbeerbeute - Rotunde.


Dafür war Torun, die Geburts- und Wirkstadt von Kopernikus umso mehr ein Besuch wert. Die Bürgerhäuser sind toll restauriert, es hat eine intakte Stadtmauer mit schönen Toren und Friede und die Fussgängerzone lädt zum flanieren ein. Der Besuch im Kopernikus-Museum war etwas mager an Information über das Wirken des grossen Astronoms, aber man bekam einen Eindruck über das Händlerhaus der Familie Kopernikus.

Torun - Rathaus und Kopernikus-Denkmal.


Beim Rausfahren aus der Stadt hielten wir einem kleinen Steinbruch, wo wir mit unserer während des Tages auf dem Autodach aufgeheizten Duschsacks eine angenehm warme Dusche genossen.

In Gdansk wollten wir als erstes eine VW Werkstatt aufsuchen und unser Problem mit dem Ventilator lösen. Raphi wollte aber das ganze zuerst nochmals testen und als wir den Motor stehend auf höher Temperaturen brachten, sprang der Ventilator doch prompt an. Wir verzichteten als auf das Telefon in die Schweiz und liessen auch das Suchen nach einer Werkstatt in Gdansk bleiben. Wir fuhren auf den Campingplatz 6 km ausserhalb der Innenstadt von Gdansk und fuhren per Velo in die UNESCO geschützte Innenstadt. Auf der Suche nach einem Restaurant, wo nicht nur Touris speisen, landeten wir in einem kleinen Restaurant bei der Markthalle und assen Pierogi Ruskie (Teigtaschen gefüllt mit Kartoffelbrei und Käse). Gdansk gehört auch zu jenen Städten, die nach dem 2. Weltkrieg stark zerbombt war und es ist wirklich erstaunlich was die Restaurateure hier geleistet haben.

Foto nach dem 2. Weltkrieg - Restaurierte Innenestadt.


Gdansk von oben - Kranturm und Bürgerhäuser - Neptunbrunnen.


Sehr eindrücklich war der Besuch des Solidarnosc Museums, in dem die Geschichte Polens und vor allem Gdansk in der Zeit des Kommunismus und die Befreiung aus den Zangen der Russen erzählt wird. Danach waren wieder einmal etwas erschlagen, wie schwer es diese Menschen hier noch vor kurzer Zeit hatten. Einfach unglaublich. Am Abend besuchten wir ein Strassentheater. Meli hatte am Tag zu vor eine junge Schauspielerin kennen gelernt und wir wollten eigentlich diese spielen sehen. Leider spielte sie dann nicht. Dafür gab es das uns aus dem KuBaA bestens bekannte Theatersport, was auch ohne Sprachkenntnisse ganz lustig sein kann. Beim Abschied meinte die Schauspielerin dann, wir seien die ersten Schweizer, die sie kennen lerne.

Fenster-Theater.


Nach zwei Tage Stadtbesichtigung ging's weiter zu einem UNESCO Naturwunder, den Sanddünen im Slowinski Nationalpark. Zuerst fuhren wir jedoch eine Landzunge die weit in die Ostsee reicht hinaus. Hier können Militärbegeisterte Kriegsmaterial aus dem 2. Weltkrieg studieren und das Fundament der grössten Nazikanone besichtigen. Der Ausblick vom Militärleuchtturm war dann auch recht dürftig.

Die Parkplatzwächterin bei den Sanddünen war ganz erstaunt, dass wir zu Fuss zum 3 km entfernten Leuchtturm spazieren wollten und nicht den näher gelegenen Parkplatz benutzten wollten. Wir spazierten zuerst zum Strand, wo Raphi sogar ein Bad in der kalten Ostsee nahm. Vom Leuchtturm hatten wir dann eine wunderbare Aussicht auf die Sanddünen. Die Sanddünen sahen von oben eher klein aus, aber wir wollten die Dünen, welche 10 Meter pro Jahr wandern, noch von Nahem sehen. Wir sattelten also wieder auf die Fahrräder um und fuhren zum anderen Parkplatz. Hier mussten wir dann plötzlich Eintritt für den Park bezahlen, obwohl man die Wanderdünen auch einfach vom Strand her kommend betreten könnte. Bei sengender Sonne durchquerten wir die eindrücklichen Sanddünen...

Strand an der Ostsee - Raphi beim Baden.


Aussicht vom Leuchtturm - In den Wanderdünen.


Nach den herrlichen Eindrücken der Ostsee holte uns dann der Reisealltag wieder ein: unsere Gasflasche war wieder einmal leer. Wir versuchten es auf dem Rückweg nach Gdansk an diversen Tankstellen und fanden als erstes mal heraus, dass das Wiederbefüllen in Polen verboten sei. Nach etlichen Besuchen in Geschäften wie Obi, Praktiker etc., wo es nur leere ähnliche Gasflaschen, aber keine Campinggaz Flaschen gab. Das half uns auch nicht weiter. Hielt uns aber nicht davon ab, weiter zu fahren und auf das selbe Glück zu hoffen wie in Bulgarien, wo die Suche ja auch länger dauerte als uns lieb war.

So erreichten wir bei Einbruch der Finsternis Malbork, wo wir einfach auf vis-à-vis vom Campingplatz mitten in der Stadt auf dem Parkplatz übernachteten. Für die Besichtigung der grössten mittelalterlichen Burganlage Europas (natürlich UNESCO Weltkulturerbe) liessen wir unser Büssli auf dem gleichen Parkplatz stehen und konnte so auch gleich die horrenden Parkgebühren beim der Burg sparen. Die Burg des deutschen Ordens besichtigten wir per iGuide und konnten uns frei in der Anlage bewegen. Die Burg befindet sich seit über 200 Jahren im Dauer-Restaurations-Zustand. Der 2. Weltkrieg hat auch hier zerstörerische Spuren hinterlassen, da die Nazis hier einen Stützpunkt hatten. Jetzt überlegt man sich, ob man einen Teil der Spuren des 2. Weltkriegs als Geschichtsdenkmal erhalten soll oder man alles restaurieren soll.

Die Burg des Deutschen Ordens.


Nach ca. 3 Stunden Mittelalter ging die Gassuche weiter. In der Touriinfo wurde uns wieder mal geraten an der Tankstelle nachzufragen. Auf englisch (endlich) wurden wir aufgeklärt, dass Polen ein eigenes Campingassystem hat, was uns natürlich ärgerte. Zu dem fanden wir heraus, dass die Art von Gasflasche die wir haben, in Polen nicht verkauft wird. Weil sie weder in den Baltischen Saaten noch in Finnland, Schweden oder Norwegen verkauft wird, entschlossen wir uns für den Kauf einer grossen 11 kg Flasche. Natürlich passte da unser Druckverminderungsventil nicht. In der Touriinfo bekamen wir die Adresse eines Shops. Der Besitzer verkaufte zwar keine Ventile, aber er fuhr uns kurzerhand zu einem Shop, wo es solche gab. Wir kauften ein Ventil für 37 mbar obwohl unser Kocher eigentlich 50 mbar braucht. Halb zufrieden ging's dann weiter. Es gab wieder kein warmes Essen und die Suche nach Gas zerrte an unseren Nerven.

Am nächsten Tag eine Stadt weiter und nach Hilfe in der Touriinfo fanden wir endlich einen Gasshop mit englisch sprechendem Besitzer. Er klärte uns auf, dass man in Polen keine 50 mbar Ventile bekomme. Er war so höflich und testete unseren Kocher mit dem neuen Ventil und da es funktionierte, erstanden wir bei ihm eine leere Gasflasche, die wir an der nächsten Tankstelle in eine volle umtauschen konnten. Das Gasproblem war also gelöst nur standen wir nun vor einem Platzproblem. Wie auch immer, wir haben jetzt einen neue Mitfahrerin namens Babette. Nach einer Reinigungsaktion transportieren wir sie nun liegend hinter dem Sitzt. Leider müssen wir sie immer hin und her tragen, was bei ca. 20 kg und im engen Bus nicht ganz einfach ist.

Babette wird gepflegt...


Weiter ging's dann in die Masurische Seenplatte, wo wir in Ruciane-Nida Becky, Will und Jules für ein Barbecue trafen. Auf einem Campingplatz am See heizten wir den Grill ein, assen riesige Mengen Fleisch und tauschten weitere VW Bus-Camperstories aus. Der Abend mit ihnen war lustig und sehr gemütlich. Leider war dies wohl der letzte gemeinsame Abend mit ihnen, da sie die Mitternachtssonne am Nordkap noch erleben wollen und deshalb im Schnellzugstempo nach Norden düsen.

Grillade mit Becky und Will.


Wir fuhren nach Krutyn und mieteten für drei Tage ein Paddelboot. In halsbrecherischem Tempo wurden wir zur Ablegestelle in Spychowo gefahren und dann mit unserer Paddelunkenntnis alleine gelassen. Nach dem Bepacken des Bootes (endlich kam unser Zelt mal zum Einsatz) paddelten wir los. Aus dem ersten Hindernis, ein in den Fluss ragenden Baum mussten wir uns dann prompt befreien, doch es klappte ohne nass zu werden.

Eindruck beim Paddeln.


Wir übernachteten an einer pole biwakowe, das ist ein Biwakplatz ohne Dusche, dafür badeten wir im erfrischenden See und wärmten uns danach am Feuer, welches auch gleich der beste Mückenschutz war.

Unser Zelt im Einsatz - Sonnenuntergang.


Am nächsten Tag war dann leider der Touri-Abschnitt dran. Es gab grosse Gruppen von Polen die sich den Fluss hinuntertreiben liessen. Da wir paddelten, waren wir schneller und auf Überholspur. Wir waren glücklich als nach Utka alle Touris plötzlich weg waren. Weniger glücklich waren wir darüber, dass wir den nächsten Campingplatz verpassten und deshalb in das eineinhalb Stunden entfernte Nowy Most paddeln durften. Wir hatten beide einen leichten Sonnenstich und belohnten unsere Anstrengung mit riesen Pierogis im Campingrestaurant.

Eindrücke von der Paddeltour.


Am nächsten Tag fuhren wir als erste los und liessen so die anderen sieben Paddler hinter uns. Wir badeten nach einer halben Stunde in einem See und nahmen es gemütlich, da wir sonst viel zu früh am Anlegestelle angekommen wären. Nach einem Picknick und während wir auf unseren Abhohldienst warteten, kamen andere Paddler und wir kamen mit einem Pärchen in unserem Alter aus Deutschland ins Gespräch. Sie ist ursprünglich aus Polen und war ganz Glücklich endlich mal Schweizer in Polen zu sehen. Anscheinend sind hier Schweizer Touristen wirklich Mangelware...

Massentourismus...


Dann kam der grosse Schreck. Unser Fahrer erklärte uns, dass noch mehr Boote zurück kommen sollen und plötzlich wimmelte es nur noch von Paddelboote. Eine Gruppe von mindestens 70 Polen kam an und wir waren sehr glücklich nicht in mitten dieser Gruppe den letzten Abschnitt zurück gelegt zu haben.

Raphi liess sich in Lomza bei einem traditionellen Herrencoiffeur noch die Haare schneiden, sehr polnisch (das heisst sehr kurz und die Kotletten wurden auf dreitagebart-Länge gestutzt).

Bemerkung: Wir wollen uns mal noch etwas über den Reiseführer auslassen. Der hat nämlich nicht immer oder meistens nicht recht.

1. In Polen sollen viele Autos geklaut werden. Entweder hatten wir bis jetzt Glück, die Beule an der Seite schützt uns oder die Situation ist wirklich nicht so schlimm.( Eine Polin meinte, und wenn hier Autos geklaut werden seien es sowieso die Russen).

2. Und so hilfreiche Hinweise wie: Fussgänger am Fussgängerstreifen nicht rüberlassen stimmen also auch nicht :)

Und was auch noch speziell ist: Die Polen welche wir kennengelernt haben sind freudig überrascht, dass Schweizer ihr Land bereisen, es gibt nicht viele Schweizer Touristen, was uns verwundert... Polen ist ein Land mit sehr gut funktionierender Infrastruktur und sogar die Verkäuferinnen im H&M sind freundlich ;)

Friday, June 18, 2010

6. Bericht: Ungarn - Slowakei - Polen


Ungarn


Ungarn empfing uns nicht nur mit Thermalbädern (siehe letzten Eintrag) sondern auch mit viel Regen. Und es hatte schon zuvor viel geregnet. An unserem Abfahrtstag vom Camping mit Thermalbad halfen wir einem deutschen Ehepaar ihren Camper aus dem Schlamm zu ziehen. Wir kamen zum Glück ohne Probleme weg. Das hat einerseits mit Raphis Fahrkenntnis zu tun, aber sicher auch mit dem Gewicht des Fahrzeugs. Das hat man davon, wenn man ein ganzes Haus auf Rädern herumfährt. Da loben wir uns unser kleines Büssli.

In der "nassen" Puszta (das hat mit dem Bodenaufbau zu tun, welcher hier vor allem aus Lehm besteht) besuchten wir den National Park Hortobágy (eine UNESCO Weltkulturerbe Stätte). Beim Besuch des Zoos, in dem wir hier heimische Tiere (Nonius-Pferde, Graue Steppenrinder, Wasserbüffel, Zackelschafe, Managliza-Schweine, und und und ) besichtigten, waren einige Wege schon etwas überschwemmt und die Wiesen und Weiden sehr feucht. In einer Ausstellung (vor allem Fotos aus der Mitte des 20 Jh.) wurden die Behausungen der Hirten und ihre Gebräuche erklärt. Danach fuhren wir mit den Velos auf das nahelegendes Gestüt von Máta, wo wir uns frech einer Schülergruppe anschlossen, welche gerade von einer Kutschenfahrt zurück kam. Wir kamen so in den Genuss in den Stallungen des vor 300 Jahren gegründete Gestüts umherzugehen und die edlen Pferde zu bestaunen.

Ungarische Graurinder - Die nasse Puszta.


Im Bioladen, der etwas ausserhalb des Tourismuszentrums liegt, erstanden wir einen echten Salami aus ungarischem Graurind. Natürlich mit Paprika, die Spezialität aus Ungarn.

Der Regen bzw. das daraus folgende Hochwasser durchkreuzte dann im weiter westlich liegenden Tiszafüred unseren Plan den Naturlehrpfad im Theisssee zu besichtigen. Die Stege lagen unter Wasser und so war der Transfer zum Gebiet nicht möglich. Wir fuhren also am gleichen Tag noch weiter nach Budapest und kamen dort auf dem Camping genug früh an um uns den besten Platz zu schnappen. Nach uns kamen noch etliche grosse Camper und es brach etwas das Chaos aus, da jeder sein "Haus" dahin stellen konnte, wo er wollte. In der Campinggebühr war Strom und Waschen inbegriffen. Nur war es etwas ein Kampf eine Maschine zu bekommen und dann bei dem feuchten Wetter die Kleider trocken zu kriegen. Auch die Stromversorgung brach aufgrund des nassen Wetters irgendwann zusammen.

Überschwemmter Naturlehrpfad.


Budapest erkundeten wir vier Tage lang. Wir hatten dank der Budapest-Card freie Fahrt auf allen Verkehrsmitteln, an diversen Orten Vergünstigungen und zwei Stadtführungen (in den zwei Stadtteilen Buda und Pest) gratis. Wir hatten dabei mit dem Wetter jedes mal Glück. Wir erwischten immer die regenfreien Zeiten. Die Stadt hat uns gut gefallen. Es gibt viele Möglichkeiten auch bei Regen etwas anzuschauen. Sei das nun kulturelle, einfach mal mit Shoppen oder einem Besuch in einem der vielen Retrobars, die uns sehr ans KuBaA erinnerten. Der Besuch des etwas abgeschiedenen Memento-Parks, in dem alle in Budapest gefundenen kommunistischen Denkmäler ausgestellt sind, war zwar mangelnder Infos etwas mager, dafür war der Film über den Lehrgang, wie sich ein Stasi-Spitzel bei Beschattungsaktionen zu verhalten hat, umso interessanter. Wir genossen zu dem eines der vielen Thermalbäder. Wir waren im Seychzeny Bad, wo wir mehrere Stunden in den insgesamt 15 verschiedenen Pools mit unterschiedlichen Wassertemperaturen und Mineralgehalten verbrachten.

Das Parlament von Budapest - Die Markthalle.


Mementopark: kommunistische Statuen - Raphi versucht sich als Genosse.


Aussenpool des Seychzeny Bads.


In Budapest bemerkten wir, dass nun der Osturlaub mit improvisiertem Campen in Ländern, wo der Tourismus noch nicht ausgebaut ist, vorbei ist. Plötzlich trifft man wieder andere Camper auf den Strassen und die Infrastrukturen sind wieder einwandfrei (WC Papier, Licht, etc.). Auch die Anzahl offensichtlich armer Menschen und schlechten Strassen nimmt ab.

Nach Budapest fuhren weiter in Richtung Süden, wo in der "sandigen" Puszta laut Reiseführer ein Camping mit der Möglichkeit für Ausritte lag. Wer nun meint, dass Wasser auf sandigem Boden besser versickert als auf lehmigem, dem sei gesagt, dass auch sandiger Boden gesättigt sein kann. Die Sandpiste zum Gehöft bestand deshalb vor allem aus mit Wasser gefüllten Löchern und wäre da nicht alle 200 m ein Schild gekommen, dass wir auf dem richtigen Weg seien, wir wären wohl umgekehrt. Aber alles in allem war es hier schon einiges trockener.

Die grosse Überraschung erlebten wir dann, nach dem Meli den Campingbesitzer der Somodi-Tanya mit einem gekonnten "Jo noppod" (= Guten Tag) begrüsste und ihn fragte, ob wir hier übernachten können. Als Antwort kam auf Schweizerdeutsch: "Was immer ihr wend..." Wir waren auf dem Hof eines vor 28 Jahren ausgewanderten Schweizers gelandet, welcher in Ungarn Ausritte und Kutschenfahrten anbietet. Wir genossen in dem dazugehörigen Restaurant am Abend vor dem ersten Ausritt leckeres, ungarisches Essen.

Sandige Puszta: überwachsene Sanddüne - Ein See der eigentlich keiner ist.


Das Wetter besserte sich und wir konnten den zweistündigen Ausritt durch die sandige Landschaft bei angenehmen Temperaturen geniessen. Wir wurden von einer Reitleiterin begleitet und Raphi wurde von ihr in seinem Reitstil korrigiert. Wir ritten an einem See vorbei, der eigentlich seit mehreren Jahren kein Wasser mehr führt. Unsere zwei Pferde waren ganz artig. Nur Meli wünschte sich natürlich ein schnelleres, wilderes Pferd. Aber Raphi bzw. sein Hintern war ganz froh, dass nach zwei Stunden alles vorbei war. Am Nachmittag spazierten wir auf den von Gras und Silberbirken bewachsenen Sanddünen herum.

Hoch zu Ross.


Am nächsten Morgen ging's zu fünft auf den Ausritt. Zwei deutsche Frauen begleiteten uns zusätzlich zur Reitleiterin. Eigentlich ging alles glatt, bis Raphi's Pferd die saftigen, blauen Blumen entdeckte. Ab dann war Fressen angesagt. Und das auch aus vollem Galopp. Aber nach mongolischen Pferdesätteln und den neuen Reitinstruktionen vom Tag zuvor konnte Raphi sich trotzt Full-Stop im Sattel halten.

Weiter ging es dann in den Norden Ungarns. Das liebe GPS führte uns wieder ein mal direkt durch eine Innenstadt und zwar durch Budapest bei Abendverkehr. Da wegen Hochwasser auch noch die direkte Strasse der Donau entlang gesperrt war, steckten wir mehrere Stunden im Stau, was unserer Kühlmittelflüssigkeit wieder einmal nicht gut bekam und wir mussten mehrere Pausen einlegen. Am Abend kam dann erschwerend dazu, dass alle Campingplätze die wir anfuhren, wegen Hochwasser geschlossen waren. Wir fanden dann zum Glück einen in den nahen Hügeln. Es war zwar auch niemand da, aber auf dem Gelände neben an, war ein Klassenlager untergebracht. Eine Lehrerin dolmetschte für uns als wir den Parkwächter um Erlaubnis fragten, ob wir auf den Campingplatz dürften und klärte uns neben bei auf, dass ihr geraten wurde morgen mit der Klasse zurück zu fahren, da die Donau noch weiter steigen werde.

Wie knapp es wurde, sahen wir dann am nächsten Tag. Es fehlten wirklich nur noch wenige Zentimeter und die Strasse wäre überschwemmt gewesen. Einen Überblick über die Hochwassersituation verschafften wir uns von der grössten Kirche Ungarns in Esztergom. Die Kirche thront riesig über dem kleinen Dörfchen gleich an der Grenze zur Slowakei.

Es fehlten nur noch wenige Zentimeter... - Die riesige Kirche von Esztergom.


Slowakei


In der Slowakei kurvten wir durch Felder und Dörfer und suchten einen Campingplatz, welcher aber nur auf unserer Karte existierte. Nach dem wir mit Händen und Füssen einen alten Mann und dann in einer Bar nach dem Campingplatz gefragt hatten, landeten wir zu guter Letzt in einer Pension, in der die Besitzerin Englisch konnte. Jeweils am Anfang in einem neuen Land, sind unsere Sprachkenntnisse noch sehr gering und in der Slowakei sprechen nur sehr wenige Personen Englisch (oder Deutsch). Wir waren eigentlich schon am richtigen Ort, doch die Besitzerin war erst seit einer Woche Chef in der Pension und der Camping war noch im Aufbau. Wir durften dann auf dem Parkplatz vor der Pension übernachten und das WC drinnen benutzen. In der Slowakei ist das Wildcampen laut Reiseführer nicht erlaubt.

Unser Büssli auf Parkplatz der Pension.


Der Besuch des Bojnice Schlosses wurde uns fast durch die Parkplatzgebühren von 8 Euro vermiest. Wir fuhren wieder davon und fanden einen andere für 50 Cent die Stunde und nahmen die Velos um zum Schloss zu gelangen. Die Besichtigung konnte man nur mittels Führung machen, die auf Slowakisch war. Wir bezahlten den vollen Preis und (wenn schon denn schon) auch die Fotogebühr, und bekamen einen Zettel mit englischen Ausführungen.

Das Märchneschloss Bojnice mit Prinzessin.


Auf der Weiterfahrt ins Waagtal kamen wir wieder mal in den Stau und als wir herausfuhren, um unser Kühlwasser abkühlen zu lassen, konnten wir danach den Schalter für die Scheinwerfer nicht mehr betätigen. Zum Glück hatten wir einen Ersatzschalter dabei (Raphi hatte schon mal Probleme in der Schweiz mit dem Licht gehabt). Nach dem Einbau funktioniert alles wieder und wir besichtigten die Stracno Ruine. Diese thronte auf einem Felsvorsprung über der Waag. Die Führung (ohne keine Besichtigung) wieder auf Slowakisch. Als die Führerin am Ende bemerkte, dass wir der Sprache nicht mächtig waren, entschuldigte sich und schenkte uns ein Büchlein über die Burgruinen in der Slowakei.

Stracno Ruine und Aussicht ins Waagtal.


Auf dem Weg in die Hohe Tatra besuchten wir das "Ballenberg" der Slowakei. Wieder mussten wir mit den Parkgebühren tricksen. Wir parkten den Bus auf einem Feldweg, fuhren mit den Velos zurück und versteckten diese im Wald, da auch für Velos 50 Cent Parkgebühr verlangt wurde. Das Freilichtmuseum hat uns gut gefallen und als wir nach der slowakischen Führung (wieder einmal mit Zettel für die Ausländer) noch etwas herumspazierten, sahen wir eindrückliche Wolkenformationen (waren da etwa Kelvin-Helmholtz Wellen im Spiel? Insider für Atmosphärenphysiker).

Häuser im Freilichtmuseum - Wolkenformationen über der Hohen Tatra.


Wir fuhren in die Touriinfo in Strbske Pleso, die wir wegen Ausfall des Tomtoms fast nicht fanden (Raphi biegt nicht einfach links ab, wenn die Dame "Jetzt links abbiegen" sagt und es links nur eine Felswand hat). Wir wurden unfreundlich aus der Touriinfo herausgeschubst (es war ja auch schon 16 Uhr). Aber wir erfuhren noch, dass die Wanderrouten noch geschlossen waren. Nur eine 3 stündige Route zum Pedrensko See war offen. Die Wanderung machten wir am nächsten Tag und kamen gerade rechtzeitig zum Bus zurück, bevor ein starkes Gewitter losbrach.

Wanderung in der Hohen Tatra - Bergfriedhof mit Gedenktafeln für verunglückte Bergsteiger.


Als das Gewitter vorbei war besuchten wir die ca. 40 km entfernte Spis Burg. Die UNESCO geschützte 40'000 m2 grosse Burganlage war sehr beeindruckend. Wir bekamen ohne Aufschlag einen Audioguide auf Englisch und konnten frei in den Gemäuern herumwandern. Leider finden die Ritterspiel im Burghof nur im Sommer statt (dafür bekamen wir Lust aufs Equinox), dafür waren wir fast die einzigen Besucher.

Die Spis-Burg.


Auf der Suche nach einem Campinplatz in der Nähe des Slowenski-Rai-Parks stand auf einem Parkplatz plötzlich ein T2 VW Bus. War da jemand wie wir auf Europatour? Die Vignette aus Bulgarien und Rumänien deuteten stark darauf hin. Wir klopften an und lernten Becky, Will und Jules (so heisst ihr VW Bus) aus England kennen. Sie sind seit November 09 bis September 10 auf Europareise. Waren schon in Spanien, Frankreich, Italien und sind seit Ende März fast auf der selben Route wie wir unterwegs. Eigentlich komisch, dass wir sie nicht schon früher getroffen hatten. Beim gemeinsamen Risotto tauschten wir VW Bus Reise Infos aus. Wir bekamen Tipps vor allem für Frankreich und Spanien und auch für eine interessante Wanderung hier im Nationalpark. Sie fuhren dann noch weiter, da der Parkplatz Gebühren kostet und sie diese nicht nochmals entrichten wollten. Von ihnen erfuhren wir, dass das Wildcampen nur in Nationalparks verboten sei und wir beschlossen, dass wir von nun an nur noch Wildcampen, ausser wir bleiben für mehrere Nächte.

Die Wanderung führte uns am nächsten Morgen dann durch Fichtenwälder in das Karstgebirge. Es war heiss und ging steil bergauf. Leider nahmen wir eine falsche Abzweigung und verpassten so den spannendsten Teil der Wanderung (eine Schlucht die man nur über Leitern bezwingen kann und nur in eine Richtung begehbar war). Hoch motiviert beschlossen wir drei Extrastunden anzuschliessen, damit wir die Leitern trotzdem noch besteigen konnten (siehe GPS Track). Den Abschluss der Wanderung führte uns dann einen Fluss entlang bzw. wir mussten auf Gittern über dem Fluss den Felswänden nachhangeln. Halt gaben nur rostige Ketten an der Felswand. Sehr abenteuerlich. Durch unsere "Extratour" wurde unsere Wanderung 25 km lang und das wohl am heissesten Tag, bis jetzt.


Auf der Wanderung durch den Slovenski-Rai-Park.


Polen


Der Grenzübergang nach Polen gestaltet sich schwieriger als geahnt. Das GPS führte uns zwar wieder korrekt, aber das Hochwasser hat eine Strasse zerstört und so mussten wir einen 40 km langen Umweg fahren.

Am nächsten Tag besichtigten wir das grösste (natürlich UNESCO Kulturerbe) Salzbergwerk in Polen. Das ganze war sehr touristisch, dafür gab's eine Führung auf Deutsch. Die Hauptführung war etwas gestresst, aber es werden auch unglaublich viele Touris durch die Gänge geschleust. Wir sahen nicht nur leere Gänge und Hallen, wo das Salz abgebaut wurde. Es gab etliche Räume in denen Denkmäler aus Salz errichtet wurden (fast jede berühmte Persönlichkeit, die die Mine einmal besucht hatte, war abgebildet). Die unterirdische Kirche (ebenfalls aus Salz) war mit etlichen biblischen Szenen, direkt aus dem Salzgestein geschnitzt, verziert. Leider war unsere Führerin etwas schwach mit Informationen und wir hatten das Gefühl, dass die englischen Guides mehr Infos liefern. Wir schlossen uns deshalb für die Zusatzführung (technische Führung, wie sie etwas abwertend von unserer deutschen Führerin genannt wurde) frech einer englischen Gruppe an. Die zweite Führung war viel informativer.

Salzmine: so wurde Wasser hochgepumpt - Mit Salzkristallen überwucherter Bottich.


Die Salzkirche - Das letzte Abendmal in Salzgestein geschnitzt.


Nächstes Ziel war der Krakauer Campingplatz. Es war brütend heiss und es herrschte einmal mehr Stau, was unserer Kühlmitteltemperatur gar nicht gefiel. Wir hielten an um den Motor auszukühlen. Doch als das Warnlämpchen ein weiteres Mal zu blinken begann, gab's keine Möglichkeit zum rausfahren und kurz vor dem Campingplatz zog der Motor plötzlich nicht mehr. Also Warnblinker und auskühlen lassen. Es ging dann zum Glück doch noch bis zum Camping, aber das Kühlwasser kochte und wir mussten den Bus 2 Stunden abkühlen lassen, da sich der Motor nicht mehr starten liess. Es ging dann trotzdem noch. Meli wusch in der Zwischenzeit die Kleider und wir bauten das Zelt für David Disch auf, der uns spontan übers Wochenende besuchen kam. Wir trafen ihn am Abend in der Stadt, nach dem WM Fussballmatch.

Bei mindestens 35°C besichtigten wir am nächsten Tag die Stadt. Am besten gefiel uns das jüdische Quartier, wo es viele kleine Cafés gab und die Stimmung nicht so touristisch wie am Hauptmarktplatz war. Von Schatten zu Schatten hüpfend machten wir uns auf den Weg die Schindler Fabrik zu besuchen. Das neue Museum hatte erst am Tag zuvor Eröffnung. Die Ausstellung war riesig. Wir erwarteten zwar mehr über die Fabrik, aber auch der Teil über die Geschichte Krakaus im zweiten Weltkrieg war sehr interessant und nahm uns 2 Stunden gefangen. Gestärkt mit einem typischen polnischen Baguette schauten wir dann das tragische 1:1 Englands gegen Amerika (David war schon etwas enttäuscht :-) ).


In Krakau: Wawel - Feuerwehrturm - Markt im jüdischen Quartier - Tor in der Stadtmauer.


Am Sonntag fuhren David und Raphi per Velos nochmals in die Stadt, während Meli sich dem Emailverkehr in die Schweiz widmete. Am Abend kochten wir gemeinsam auf dem Campingplatz und schauten dann den Fussballmatch in einem nahen Gartenrestaurant.

Am nächsten Morgen wurden wir um 6 Uhr von Donnergrollen geweckt. In aller Eile packten wir alles zusammen, damit das Vorzelt nicht nass verstaut werden musste. Dann fuhren wir David auf den Flughafen, laut GPS nur 20 Minuten. Doch es herrschte wieder einmal Stau und nach einigen Kilometern leuchte unsere Warnleuchte wieder. David sah seinen Flieger schon ohne sich davonfliegen, während Raphi in aller Eile das Kühlmittelwasser wieder ausglich. Wir erreichten den Flughafen 20 Minuten vor Abflug. David raste davon und wie er uns später meldete über das Flugfeld, da der Shuttle schon weg war, erreichte aber das Flugzeug dennoch. Wir haben die Zeit mit David in Krakau sehr genossen und bekamen von ihm noch Tips für die Masuren. Leider haben wir kein Foto mit David, da unsere Fotobatterie leer war.

Unser nächstes Ziel war Oswiecim (Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz I und II, ebenfalls UNESCO Weltkulturerbe). Die Führung führte uns durch beiden Lager. Zu beschreiben wie es auf dem Gelände von Auschwitz I und Birkenau (Vernichtungslager) war, ist schwierig. Wir sahen furchtbare Bilder von inhaftierten Juden, Polen, Romas und politisch Verfolgten, Lagerhäuser (in denen bis zu 7 Personen auf einer Pritsche von 4 m2 schlafen mussten) und erfuhren Sachen über die Gräueltaten der Nazis. Wir verbrachten 5 Stunden auf dem Museumsgelände.

Für den Abend sind wir bei Becky und Will zum Essen eingeladen. Wir treffen sie auf dem Parkplatz vor dem Museum (Mobiltelefonie sei dank) und suchten gemeinsam einen Schlafplatz. Wir parken unsere Busse auf einem kleinen Parkplatz zu einem Naherholungsgebiet und verbringen nach einem feinen Abendessen gemütliche Stunden bei Spiel und Gespräch.

Am nächsten Tag trennten wir uns. Becky und Will gingen ins Museum Auschwitz. Wir fuhren Richtung Lodz. Doch schon nach einer Viertelstunde kochte unser Kühlwasser wieder. Zum Glück war eine VW Garage in der Nähe (oder eher ein VW Autoverkäufer). Der liebe Mechaniker, der seit einem Tag eigentlich Ferien hatte, schaute sich unser Problem trotzdem an. Das Problem liegt am Kühlerventilator, der bei hohen Temperaturen nicht anspringt. Wahrscheinlich liegt's am Stecker, der Korrosionspuren aufweist. Als Lösung wurde ein Kabel in die Fahrerkabine gezogen mit der Raphi den Ventilator nun Kurzschliessen kann, d. h. einfach zwei abisolierte Drähte zusammendrehen. Der Mechaniker versicherte uns, dass in Deutschland die meisten VW Busfahrer eine solche "Installation" hätten und wollte keinen Zloty für das Provisorium. Auf jeden Fall kommen wir so wieder weiter.

Wir übernachteten in der Nähe von Lodz, parkten unseren Bus dann ca. 5 km ausserhalb des Zentrums auf den Lidl Parkplatz und fuhren per Velo in die Innenstadt. Wir besuchten den grössten jüdischen Friedhof (UNESCO Kulturerbe, was sonst) in Europa, eine Gedenkstätte für die deportierten Juden beim nahen Bahnhof und flanierten durch die längste Einkaufsstrasse Europas. Natürlich verpassten wir den grandiosen Sieg der Schweiz gegen Spanien nicht. Wir schauten den Match in einem Strassencafe bevor wir die Stadt dann wieder verliessen und in Richtung Poznan aufbrachen.

Im Moment sind wir in Poznan und haben leider noch nichts von der Stadt gesehen, da wir seit 3 Stunden unseren Blog updaten.... So jetzt schnell abschliessen und die Stadt besichtigen. Hoffentlich entdeckt niemand von Lidl, dass wir schon wieder ihren Parkplatz missbrauchen... ;-)

Fazit: Wir haben auf unserer Reise festgestellt, dass wir fast nur UNESCO Weltkulturerbegut besichtigen. Ist eigentlich alles auf dieser Liste? Und kann unser Büssli auch drauf? Auch Becky und Will fiel auf, dass fast jeder alte Stein auf dieser Liste zu finden ist.